Er gilt als „Königin aller graphischen Drucktechniken“ und als Vorläufer des heute dominierenden Offsetdrucks: der Steindruck, ein chemisches Druckverfahren, das Anfang des 19. Jahrhunderts Information, Kultur und Wissenschaft revolutionierte.
Steindruck wurde eigenständige Kunstform
Im Jahr 1797 erfand Alois Senefelder, Jurastudent mit Hang zur Schriftstellerei, die Lithographie. Die „Chemische Druckerei“ – so nannte er den Steindruck – brachte den Durchbruch der industriellen Druckproduktion. Erst durch diese neue Technik wurde die kostengünstige Verbreitung von Informationen an jedermann möglich. Sehr bald haben die Künstler den Steindruck für sich entdeckt und als eigenständige Kunstform weiterentwickelt.
Das Prinzip des Steindrucks beruht auf der natürlichen Abstoßreaktion von Wasser und Fett. Beim Einfärben haftet die Druckfarbe aus Fett nur auf bestimmten Stellen. Der Druckträger besteht aus einer Schieferplatte, für die ausschließlich Schiefer aus dem Jura-Dreieck in der Nähe von Ingolstadt verwendet wird. Auf dem geschliffenen und gesäuerten Stein kann der Künstler sämtliche graphische Techniken wie Kreide, Feder und Pinselzeichnungen bis hin zur Gravur umsetzen. Anschließend wird der Stein vom Experten präpariert, wobei für jede Druckfarbe ein eigener Stein angefertigt wird. Der Auflagendruck erfolgt in Kleinauflagen mit hochwertigen, zum Teil handgeschöpften Büttenpapieren.
Einzige traditionelle Steindruckerei Tirols
Tirol war bis in die 60er-Jahre bekannt für die Kunst des Steindrucks. Dann geriet diese Technik zunehmend in Vergessenheit, bis Günther Stecher, Steindruckerei Stecher & Stecher in Wildermieming, sie gemeinsam mit renommierten Künstlern in den 80er-Jahren wiederbelebte. Heute ist die Steindruckerei Stecher & Stecher die einzige in Tirol, die sich auf diese alte Technik spezialisiert und den Steindruck in Zusammenarbeit mit engagierten Künstlern als eigenständige Kunstform perfektioniert.
„Der Steindruck ist eine sehr zeitaufwändige Technik, vor allem der Mehrfarben-Druck. Das spannende daran ist das schöpferische Zusammenspiel von Litho-Experten und Künstler, der auf dem Stein seine individuelle Handschrift hinterlässt. Unsere Zusammenarbeit hat auch viel mit Experimentieren und Ausleben der eigenen Kreativität zu tun und verlangt höchste Präzision,“ erklärt Tirols Steindruck-Experte Günther Stecher.
In der Vergangenheit entstanden lithographisch eigenständige Arbeiten gemeinsam mit Chryseldis Hofer-Mitterer, Herbert Danler, Christian Stecher und Maria Tomaselli, Paul Flora und anderen .
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